Fast alle islamischen Staaten gehören zu den Schwellenländern oder Entwicklungsländern. Nur die Länder Kuwait, Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate haben den Sprung zu einem Industrieland geschafft. Obwohl die arabischen Länder, wo der Islam seinen Ursprung hat, für rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion stehen, findet keine mit Europa oder Ostasien vergleichbare wirtschaftliche Entwicklung statt.
Eine Ursache ist die Beschaffenheit der Region, die im Wesentlichen aus Wüsten mit verhältnsmässig wenigen fruchtbaren und bewohnbaren Flächen besteht. Dazu kommt der zunehmende Wassermangel. Im Wirtschaftsleben besteht durch das Verbot, Zinsen zu nehmen, ein grundlegender Unterschied zum Kapitalismus westlicher Prägung. Nicht zuletzt waren die meisten muslimischen Länder Afrikas und Asiens bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts europäische (und bis zum Ende des Ersten Weltkriegs auch osmanisch-türkische) Kolonien. Aber das derzeit mit Abstand grösste Hindernis für einen wirtschaftlichen Aufstieg dieser Kernregion des Islam ist der Analphabetismus.
Laut dem Arab Human Development Report (AHDR) der UNO sind die Hälfte aller Frauen und ein Drittel aller Männer in der Arabischen Welt Analphabeten. 32 Millionen Menschen leiden an Unterernährung. Das Bruttosozialprodukt aller 22 Länder der Arabischen Liga (300 Millionen Einwohner) lag 1999 mit 531,2 Milliarden Dollar noch unter dem Spaniens (40 Millionen Einwohner) mit 595,5 Milliarden Dollar. Zehn Millionen Kinder unter 15 Jahren besuchen keine Schule. Fast 40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen in Algerien sind arbeitslos, in Marokko und Ägypten jeweils 35 Prozent. Saudi-Arabien - das Land mit den grössten Ölvorkommen der Erde - bildet dem 2006er ETH-Globalisierungsindex zufolge das absolute Schlusslicht in Sachen wirtschaftlicher, sozialer und politischer Globalisierung; noch hinter Togo, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik.
In den meisten Staaten mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung sind autokratische Regierungen an der Macht. Die Reaktion auf diese Lage ist in manchen Ländern eine verstärkte Zuwendung der Bevölkerung zu islamistischen Gruppierungen, zumal diese sich stark im sozialen Bereich einsetzen. Der militante Islam (der Islamismus) spiegelt nach dem früheren deutschen Aussenminister Klaus Kinkel "die wirtschaftliche, politische und kulturelle Enttäuschung" der Muslime wider.